Wolfgang Böhm im Gespräch

Die politischen Entscheidungen, die in Brüssel getroffen werden, haben Auswirkungen auf viele Bereiche unseres Lebens, daher können nicht nur (Außen-)Politik-Redakteure und -Redakteurinnen von unserem Europa Kompakt-Lehrgang profitieren. Im Interview erklärt Wolfgang Böhm (Die Presse) die Schwerpunkte und Vorteile des Europa Kompakt-Lehrgangs. Außerdem erzählt er, was eine gute Journalistin bzw. ein guter Journalist mitbringen muss, und warum Journalismus gerade in Krisenzeiten bedeutend ist.

 

Europa und die politischen Entscheidungen, die in Brüssel getroffen werden, haben vielfältige Auswirkungen auf unser Leben. Warum ist es besonders für (junge) Journalisten und Journalistinnen von Bedeutung, sich mit Europa auseinanderzusetzen?

Das Themenfeld Europa hat nicht nur hohe Relevanz für Leserinnen und Leser. Es ist auch ein journalistisches Feld, das aktuell, spannend und vielseitig ist. Es bietet ressortübergreifend eine Chance, sich mit Spezialwissen zu etablieren und die eigene Wettbewerbsfähigkeit zu steigern.

 

Welche Inhalte und Aufgaben erwarten die Teilnehmer und Teilnehmerinnen des Europa Kompakt-Lehrgangs und wer kann besonders von dem dort vermittelten Wissen profitieren?

Der Lehrgang wird das notwendige Basiswissen vermitteln, vor allem aber Ideen und praktische Hilfen für Zugänge zu Recherchen enthalten. In praktischen Übungen werden wir dieses Wissen sofort umsetzen. Es profitieren alle, die in ihrer täglichen Arbeit mit EU-Themen konfrontiert sind oder sich darauf spezialisieren möchten. Das betrifft Journalistinnen und Journalisten bei Regionalmedien genauso wie bei überregionalen Medien.

 

Wer wird noch beim Lehrgang referieren?

Mir ist es gelungen, zwei erfahrene Kolleginnen und Kollegen mit langjähriger Erfahrung zu gewinnen: Ingrid Steiner, die derzeitige Korrespondentin des „Kurier“ in Brüssel und Otmar Lahodynsky, langjähriger „Profil“-Redakteur, der mit mir gemeinsam das Schulbuch „EU for you!“ verfasst hat.

 

Sie leiten seit 1992 die Europaseite der Tageszeitung „Die Presse“. Wie hat sich unsere Sicht auf Europa verändert?

In dieser Zeit hat sich die Europäische Union massiv verändert. Ich durfte den österreichischen Beitritt 1995, die große Erweiterung von 2004 begleiten. Es gab in diesen Zeiten eine Aufbruchstimmung. Sie ist in den letzten Jahren Krisen und Herausforderungen gewichen, die alle EU-Staaten nun gemeinsam lösen müssen. Auch der journalistische Zugang hat sich verändert. Die EU ist zu einem selbstverständlichen und zentralen Thema der Berichterstattung geworden – und kein Randthema mehr.

 

Sie sind schon lange im Journalismus aktiv, dieser hat sich in den letzten Jahren dank der Digitalisierung stark verändert. Welche Fähigkeiten braucht ein Journalist/eine Journalistin heute, um erfolgreich zu sein?

Es gibt eine Grundvoraussetzung für eine gute Journalistin bzw. einen guten Journalisten: Das ist – neben den notwendigen handwerklichen Fähigkeiten – die Neugier. Ohne Neugier gibt es keinen Antrieb für eine gute Aufbereitung. Nur wer sich selbst dafür interessiert, die Spannung spürt, die mit einem Thema verknüpft ist, der oder die kann das auch weitergeben.

 

Und welche Bedeutung spielt Weiterbildung im Journalismus?

Weiterbildung zählt zur Notwendigkeit in unserem Beruf. Wir haben das Privileg, täglich neue Themen zu behandeln. Dafür müssen wir aber bei uns selbst auch die notwendigen Grundlagen schaffen.

 

Hinter uns liegt ein aufwühlendes Jahr. Was muss Journalismus gerade in solchen herausfordernden Zeiten leisten?

Wir müssen gerade in solchen Zeiten einen qualitativ hochwertigen Journalismus liefern. Es sind Zeiten, in denen sich Falschmeldungen und Gerüchte leicht verbreiten. Aber wir sehen auch, dass gerade jetzt das Bedürfnis vieler Leserinnen und Leser nach glaubwürdigen Berichten, nach Fakten und Hintergründen steigt.

 

Hier geht’s zur Anmeldung für den Lehrgang 2023.